Anette Rautnig-Barthelmeh
Als ich 1967 eingeschult wurde, verfolgten Schulen in der ganzen BRD den Ansatz der „Ganzwortmethode“. Dies war ein aus den USA am Beispiel der englischen Sprache geformter Versuch, Schüler nur über das Lernen ganzer Worte an das Lesen und Schreiben heranzuführen. Dieses Experiment produzierte in einem solchen Ausmaß Lese- und Rechtschreibprobleme, dass bald darauf der Begriff der „Legasthenie“ erstmals in Umlauf kam. Die SchülerInnen mit derartigen Problemen kamen in den Fokus weiterer solcher „Bemühungen“, indem man ihnen z.B. den Zutritt zu weiterführenden Schulen erschwerte.
Zeitgleich wurde im Rechenunterricht die sogenannte „Mengenlehre“ zur Leitdisziplin erhoben: Die SchülerInnen sollten gezielte Hilfe im Umgang mit Mengen erhalten, abgeleitet aus bis heute gültigen Erkenntnissen der Psychologie. Dieser Ansatz stahl nicht nur die Zeit zum Erlernen der Grundrechenarten, der bis dahin für die meisten SchülerInnen ganz gut funktioniert hatte, er verwirrte auch über die Einführung neuer Rechenzeichen. Eltern begannen, Bücher zu erstehen, um ihren Kindern helfen zu können. Das hatte wohl keine Generation zuvor versucht.
Ich beobachtete, dass einige KlassenkameradInnen nicht nur außerdem Probleme hatten, die nicht nur durch den methodischen Ansatz entstanden waren, sondern als grundsätzliche Schwäche bestanden und die mit den extra eingeführten Methoden weder verhindert noch gefördert wurden. Wer nicht rechnen oder kein Diktat mit nur einem Fehler schreiben konnte, wurde im Zweifelsfalle einfach als „dümmer“ eingeschätzt. Das nahmen wir als Kinder hin, aber die Ungerechtigkeit dahinter dämmerte uns mit jedem Schuljahr mehr.
Diese Idee ließ mich nicht mehr los, weshalb ich mich schließlich für das Studium der Pädagogik an der Fakultät für Erziehungswissenschaften in Frankfurt a.M. entschied. Seit 1988 befasse ich mich mit Einzelförderungen, die wissenschaftlichen Grundlagen und verfügbaren Materialien wurden im Laufe der Zeit stetig überprüft, angepasst und ergänzt.
Zusammengefasst verfügen wir heute über gute Ansätze zur Diagnostik, Prävention und Therapie bei Dyslexie, Dyskalkulie und auch Störungen der Aufmerksamkeit. Ich freue mich immer wieder darüber, Förderarbeit von ganzem Herzen und auf der Grundlage aktuellen Wissens und Könnens anbieten zu können.
Ausbildung/ Qualifikationen:
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2020
Fortlaufender Ausbau der Praxis bis heute sowie fortlaufende Teilnahmen an Weiterbildungsveranstaltungen, Vorträge zum Themenbereich Vorschulische Arbeit und Lernförderung in Schulen und Kitas
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2012-2015
Weiterbildung Lerntherapie bei IWLP Bamberg zur zertifizierten Dyslexie- und Dyskalkulietrainerin nach BVL e.V. (Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie)
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2010-
Angebote zur Durchführung / Weiterführung von Therapien im festen Praxisraum
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2007
Zertifikat des Marburger Konzentrationstrainings nach Krowatschek 2007
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2007
Weiterbildung im Bereich Lerntherapie bei Dr. Konstanze Schardt, IWLP Bamberg
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2006
Erweiterung des Praxisangebots um den Bereich Dyskalkulie
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2005-
Mitglied im BVL (Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie)
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2005
Aufbau der Praxis für Lernförderung, zunächst ambulatorisch (vor Ort bei den Schülern)
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2005-2019
Entwicklung und Durchführung eines privaten Vorschulgruppen-Konzeptes in Zusammenarbeit mit Frau Christel Kirchner, Betreuung privater Vorschulklassen bis 2019
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1990-1999
Geburten meiner Kinder
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1990-1996
Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen der Stadt Hanau
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1989-
Mitglied der DGS (Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik)
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1985-1990
Studium der Sonder- und Heilpädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt, Fakultät für Erziehungswissenschaften, Diplomabschluss in Pädagogik im Bereich sonderpädagogische Einrichtungen und Sprachheilpädagogik, Nebenfächer: Soziologie und Psychologie
1988-1990: Begleitende Praktika im Kita- und Hortbereich, Übernahme von Einzelförderungen
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1980-1985
Flugbegleiterin bei der Deutschen Lufthansa
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1980
Abitur
- Jahrgang 1961