Menschen sind manchmal Lehrer – aber alle Lehrer sind auch nur Menschen. Diese Binsenweisheit sollte man sich immer dann in Erinnerung rufen, wenn es knirscht im Beziehungsgefüge zwischen Familie und Schule.
Gerade in der Institution Schule treffen die Persönlichkeit jedes einzelnen Beteiligten, seine Stärken und Schwächen, seine Vorlieben und Abneigungen immer auf die Ansprüche einer ganzen Gruppe von anderen Personen. Jedes Individuum bringt seine eigenen Ideen vom Sein, Werden und Verhalten mit.
Dieses System mit dem Anspruch auf Vollkommenheit zu überfrachten, wird zwangsläufig in die „Ent-Täuschung“ führen.
Natürlich entsteht schnell der Eindruck eines Ungleichgewichtes der Macht: Hier die „alles bestimmenden“ Lehrkräfte, dort die „Befehlsempfänger“ namens Schüler samt Familie. Lehrer sehen das übrigens in ihrem Alltag oft auch anders herum, da sie selber als Teil des Systems durchaus nicht frei in ihrem Handeln sind. Der Lehrplan des Bundeslandes gibt den Takt vor, die Eltern haben mittlerweile viele Möglichkeiten der Teilhabe und Mitbestimmung.
Im Alltag sieht sich eine Lehrkraft doppelt so vielen Erwachsenen gegenüber, wie die Klasse an Lernenden zählt. Wenn alle sich vernetzen (in WhatsApp-Gruppen geht das wunderbar), kann sich die Unterrichtsplanung schnell wie ein Rudern gegen den Strom anfühlen. Auf Dauer ist kein Mensch dieser Belastung gewachsen, weshalb sich Lehrkräfte mit fortdauernder Berufslaufbahn ein dickeres Fell anziehen sollten, weil sonst der Burn-out an die Tür klopft.
Natürlich haben alle Eltern das Recht (und die Pflicht), ihr eigenes Kind durch die Schulzeit zu begleiten. Im Konfliktfall kann das Kind mit Fug und Recht erwarten, dass seine Eltern auf seiner Seite stehen, es gegebenenfalls gegen Angriffe und Zumutungen verteidigen! Dennoch kann man sich in dieser Sache schneller ein Eigentor schießen, als einem lieb ist. Fragen an die Lehrkräfte sollten mit diesen in einem konstruktiven Gespräch geklärt werden und nicht vor den Ohren des eigenen Kindes in Form von abwertenden Bemerkungen. SchülerInnen, vor allem solange sie die Grundschule besuchen, geraten nämlich schneller in einen Loyalitätskonflikt zwischen Eltern und Lehrkraft, als man denkt. Vielleicht entsteht bei ihnen am Ende der Eindruck, sie dürften der Klassenleitung nicht vertrauen, weil diese es nicht gut mit ihnen meint? Wie soll dann das weitere Lernen wieder in beruhigte Bahnen geleitet werden?
Scheuen Sie aber andererseits nie vor einem Gespräch zurück, wenn Dinge vorgefallen sind, die geklärt werden müssen, nach dem Motto: „Dann muss mein Kind doch erst recht leiden!“. In all den Jahren meiner Erfahrungen in der Lernhilfe habe ich es noch nie erlebt, dass es nach diesen Kontakten zur befürchteten Verschärfung der Lage gekommen wäre!
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie sie Dinge ansprechen, können Sie sich an allen Schulen an Vertrauens- und Beratungslehrkräfte, an Schulpsychologen und mancherorts sogar an Sozialpädagogen und Mediatoren wenden, bei denen Sie erste Dinge abklären und die nächsten Schritte vorbereiten können.
In der Regel hilft aber ein einfacher Termin bei der Lehrkraft selber. Manchmal sind es nur kleine Missverständnisse, die zuhause dennoch eine größere Wirkung entfaltet haben. Bevor sich die Fronten verhärten, ist ein Gespräch immer der erste Schritt zur Besserung!