Kann man da noch was machen?

Sie sind nach oft schwieriger Schulzeit „groß“ geworden und jetzt stehen weitere Prüfungen bevor, in der Lehre, im Beruf, im Studium. Das ist oft der Zeitpunkt, an dem der bis jetzt mühsam erarbeitete Burgfrieden mit dem Lesen. Schreiben und / oder Rechnen gefährdet erscheint, da man weiterhin mit nicht selbst zu verantwortenden Leistungsdefiziten in den Endspurt geht.

Das ist ein bisschen so, als würde man einem Eichhörnchen und einer Weinbergschnecke die Aufgabe stellen, nämlich auf einen Baum zu klettern: Man weiß vorher, wer zuerst ankommt. Ich bin mir auch dessen bewusst, dass selbst dieser kleine Artikel für Leseschwache bereits eine unfaire Herausforderung darstellen kann. Entschuldigung dafür.

Doch geben Sie die Hoffnung nicht auf. Auch im Erwachsenenalter kann unser Hirn Erstaunliches leisten und sich so entwickeln, dass Schwächen sich ins Bessere verändern. Das bedeutet, dass Lerntherapie sogar dann noch greifen kann, wenn die eigentliche Schulzeit lange vorüber ist. Einziger Nachteil: die Materialien sind „kindgerecht“ und bedienen deshalb die Bedürfnisse dieser Altersgruppe in Form von lustigen Bildern. Ebenso wurden die Testverfahren für das maximale Schulalter der Klasse 9 erstellt.

Das sollte jedoch keinen Therapeuten und keine Lernenden abschrecken. Man kann diese Bedingungen kreativ anpassen! Der Kern der Sache, die Vorgehensweise, ist davon wenig betroffen. Im Gegenteil können motivierte Erwachsene durch konsequente Durchführung z.B. auch der therapeutischen Hausaufgaben unter Umständen schnellere Lernerfolge erzielen und so  den Vorteil eines jungen Schülers, der sich in der „richtigen“ Entwicklungsphase befindet, zumindest ausgleichen.

In allen Bundesländern haben Auszubildende und Studenten jederzeit die Möglichkeit, sich an die ihrer Ausbildungsstätte zugeordneten zur Beratung  Schulpsychologen zu wenden. Auch wenn in der zurückliegenden Schulkarriere nie irgendjemand auf die persönlichen Lese- Schreib- und / oder Rechenprobleme geschaut hatte, ist es nie zu spät., dieses nun nachzuholen. Denn wir wollen ja, dass alle gleichberechtigt in eine Prüfung gehen und dabei die Unterstützung erhalten, die sie für diesen Zweck brauchen!

Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

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Anette Rautnig-Barthelmeh